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ZN-Buechse

Der Dreh zur Fernsehdokumentation "Schlacht bei Sedan 1870" - die Technik der Zündnadelsysteme spielt noch mal eine Rolle

Am 28.09.2005 traf sich ein Teil des harten Kerns der deutschen Zündnadelszene - alles begeisterte Sportschützen - (dieser Teil waren Klaus Enkirch, Erich May, Kurt Tremmel, Matthias Büchner und ich der Autor dieser Web-Seite, Herbert Schmid) und ein Drehteam der Fernsehproduktionsgesellschaft OTTONIA Media GmbH auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Was war geschehen? OTTONIA drehte eine Dokumentation über die Schlacht bei Sedan 1870. Zur Erinnerung; Am 2. September 1870 kapitulierte Napoleon der III. und mit ihm die französische Armee, nachdem sie von den deutschen Truppen eingekesselt worden war, auf französischer Seite der Oberbefehl dreimal gewechselt hat und sich die deutsche Artillerie, durch die Enge des Kessels, bereits überschnitten hatte (eine recht ausführliche Beschreibung finden Sie hier). Anschließend wurde in Frankreich die Republik ausgerufen und der Krieg zog sich noch bis 1871 hin. Neben der Artillerie (deutsche Truppen hatten bereits die neuen Kanonen von Krupp im Einsatz) spielte als Infanteriebewaffnung das Zündnadelgewehr eine wesentliche Rolle. Es standen sich auf deutscher Seite das Dreyse-System und auf französischer Seite das Chassepot-System gegenüber.

Wohl um diesen Aspekt Rechnung zu tragen, erreichte mich eine Anfrage, ob wir bereit wären, diese Dokumentation mit unserem Fachwissen zu unterstützen. Der Kernaspekt sollte das Zündnadelsystem und der Vergleich der beiden Systeme sein. Nach entsprechendem Mailaustausch mit der Fernsehproduktionsgesellschaft und den o.g. Experten der Szene (außer ihnen gibt es noch weitere ;), war man sich schnell einig und stand nun gemeinsam auf einer Schießbahn des Truppenübungsplatzes. Als Programm standen die Punkte: Erläuterung des Zündnadelsystems und die Unterschiede der beiden Systeme, die Demonstration der Ladegriffe, das Schießen mit beiden Systemen, sowie die Vorführung diverser historischer originaler Gegenstände (teilweise Fundstücke von den Schlachtfeldern). Nach dem das Zündnadelteam seine Utensilien und die originalen Gewehre ausgepackt und vorbereitet hatten (so ein Gewehr mit Bajonett ist ganz schön lang - irgendwo bleibt man immer hängen oder jemand ruft um Vorsicht ;) wurde der Dreh vorbereitet.
Es wurden Scheiben in 100m Entfernung aufgestellt und die Gewehre zur Erläuterung und Demonstration bereitgelegt. Der Produktionschef stellte eine Menge Fragen, die ich versuchte zu beantworten. Wenn man (zum ersten Mal) vor einer Kamera steht, wird einem ganz schön warm. Zum Glück war die Lufttemperatur nicht so hoch und es schien die Sonne. Mit Anfangs zittriger Stimme wurde dieser Part über die Bühne gebracht (Ob das was zum Senden ist?!). Anschließend gab es für alle eine leckere Stärkung in Form eines angelieferten Mittagessens.

Nun ging es mehr zum praktischen Teil. Es sollten die beiden Systeme im Vergleich geschossen werden. Da man ja nicht die Fähigkeiten der anwesenden Schützen demonstrieren wollte, sondern die Fähigkeit der Systeme wurde sitzend aufgelegt geschossen. Klaus Enkirch (der Vater des Zündnadelgewehrschießens in Deutschland) schoß mit einer Jägerbüchse M65, die nachweislich an der Schlacht bei Sedan teilgenommen hat und Erich May schoß mit einem Füsiliergewehr M60. Um die Sache authentischer zu machen hatte er sich die Mühe gemacht originalgetreue preußische Langbleigeschosse zu fertigen, inklusiv der entsprechenden Treibspiegel. Sie funktionierten prächtig und machten seinem Ruf des Munitionsexperten wieder mal alle Ehre. Leider fand dieser Aspekt bei den Dreharbeiten eher wenig Beachtung. Dann brach Erich May die Zündnadel und das Fernsehteam konnte spontan die Tätigkeit filmen, die auch die deutschen Soldaten im Feld ausüben mussten, wenn sie eine neue Zündnadel einzusetzen hatten. Hier konnte der Vorteil der Dreys'schen Ssytems gezeigt werden, das ohne Werkzeug zerlegt werden kann. Während den laufenden Aktionen habe ich versucht das ganze fachgerecht, aber verständlich zu kommentieren. Dann kam man zur Begutachtung des Schussergebnisses. Ganz Sportschütze brach natürlich der sportliche Ergeiz durch und man diskutierte wer nun das bessere Ergebnis erzielt hat.

Dies blieb auch den Fernsehmachern nicht verborgen und so wurde die Aufmerksam etwas in eine andere Richtung gelenkt. Sportliches Schießen mit historischen Waffen und der Unterschied eines Hinterladersystems mit Papierpatrone zu einem Vorderladersystem. Kurt Tremmel (Spitzensportschütze) demonstrierte an Hand seines originalen französischen Infanteriegewehrs M1777 (Steinschloß), wie ein Vorderlader im Stehen geladen werden muß und demonstrierte sie im Schuß. Geschossen wurde (wie heute sportlich üblich) mit einer kalibergroßen Presskugel. Damit traf er auch die Scheibe in 100m Entfernung. Was durchaus beachtlich ist, da der Lauf glatt ist. Ich erläuterte in diesem Zusammenhang den Unterschied zu einer so genannten Rollkugel, so wie man sie zu dieser Zeit auf den Schlachtfeldern verwendet hat, um den Ladevorgang zu beschleunigen. Nun war die modernere französische Version an der Reihe: Das französische Zündnadelgewehr M1866 von Chassepot. Kurt Tremmel gab drei Schuß ab und man besah sich das Ergebnis. Deutlich konnte der damalige Fortschritt der Waffentechnik erkannt und erläutert werden. Anschließend wurden noch die Serien (es wurde 13 Schuß pro Durchgang abgegeben) mit dem Chassepot-Gewehr vollendet. So bin ich dann auch noch zum Schießen gekommen. 100m ist doch was anderes als die üblichen sportlichen 50m. Aber meine Patronen funktionierten auch recht gut.

Zum Abschluß zeigte und erläuterte Klaus Enkrich noch seine originalen Schätze (u.a. originale Dokumentar Generalstabskarten der deutschen Armee - gedruckt kurz nach dem Krieg) und dann war der Drehtag geschafft. Die Waffen wurden grob gereinigt und alle Utensilien und Schätze wieder in die Autos geräumt. Zuvor hatte noch das Fernsehteam die Gelegenheit mal mit so einer originalen historischen Waffe zu schießen, was auch dankend angenommen wurde und, so denke ich, sicher seinen Eindruck hinterlassen hat (grau ist alle Theorie). Nach kurzen Erinnerungsgruppenfotos wurde, mit neuen Eindrücken und interessanten Erfahrungen, die Heimreise angetreten. Auch wenn so manches Detail, was manch einem Experten lieb und teuer ist, auf der Strecke blieb, konnte sicherlich die Epoche machende Zündnadeltechnik und die geschichtlichen Zusammenhänge einem breiten Publikum näher gebracht werden (so dachten wir zumindestens).

Die Dokumentation wurde in Arte am 03.Juni 2006 um 20:45 Uhr gesendet und soll im Herbst 2006 im mdr noch mal gesendet werden.

Anmerkung: Von den rund eine Stunde Rohmaterial (geschätzt) wurden ca. 20 Sekunden in dem Zusammenhang gesendet (ursprünglich waren, nach Aussage des Produktionsleiters, etwas fünf Minuten geplant),dass sich die Waffentechnik mittlerweile vom Vorderlader zum Hinterlader gewandelt hatte (was allerdings mehr oder weniger gleich nach Königsgrätz 1866 vollzogen wurde). Von dem Vergleich der beiden Zündnadelsysteme bzw. von diesem System an sich blieb nichts übrig. Angeblich war nach der Sichtung nicht genug brauchbares Sendematerial vorhanden und die detailierte Darstellung der unterschiedlichen Gewehrtechnik hätte den unbedarften Zuschauer nicht erreicht. Das ist sehr schade und auch ein wenig enttäuschend, da sich alle ZN-Kollegen doch sehr ins Zeug gelegt haben. Geht man von einer Stunde also 3600 Sekunden Rohmaterial aus, so ergibt das bei 20 Sekunden einen Wirkungsgrad von 0,56% (bei einem ganzen Nachmittag Arbeitsaufwand - die Vorbereitung von uns allen auf den Dreh nicht mitgerechnet). Aber so ist das wohl bei Fernseh- und Filmleuten. Nichtsdestotrotz, haben wir an Erfahrung gewonnen und konnten gemeinsam mit Freunden einen Tag mit unserem Hobby verbringen.

Der ganze interessante und aufregende Drehtag wurde auf das Beste von Matthias Büchner mit dem Fotoapparat dokumentiert. Ihm ist es zu verdanken, daß sie die schönen Fotos in der Galerie genießen können. Mir bleibt allen meinen Mitstreitern, von denen jeder einen wesentlichen Teil beigetragen hat, für Ihr Engagement zu danken. Genießen Sie die Fotos in der Galerie. Wer Interesse an dieser Epoche machenden Technik bekommen haben sollte, den kann ich nur empfehlen mal im Mai in Sömmerda bei der nächsten Deutschen Meisterschaft vorbei zusehen und ggf. mit einer Leihwaffe mit zu schießen.

Die Galerie zum Fernsehdreh:
(Zum Vergrößern auf das jeweilige Bild klicken)

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