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ZN-Buechse

Zündnadelgewehr M/41 - leichtes Percussionsgewehr (2. Modell)

  • Hersteller: N. v. Dreyse, Sömmerda
  • Baujahr: unbekannt etwa 1855
  • Hinterlader: Nadelzündung, mit Drehzylinderverschluß
  • Kolben mit Backe auf der linken Seite, neue Form des Abzugsbügels (nicht mehr eingerollt), neue Form der Bayonettarretierung.
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Zu dem Gewehr sind folgende technische Daten zu vermerken:
  • Kaliber: 15,4mm
  • Züge: 4 links, Zugtiefe 0,78mm, Dralllänge 740mm
  • Gesamtlänge: 1423mm
  • Lauflänge: 906mm
  • Masse: 4630g
  • runder, blanker Lauf mit Nase für Seitengewehr, an der Systemhülse achtkantig
  • Standvisier mit höheren Klappen, große Klappe mit Segmentausschnitt.
  • Laufringe aus Messing
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Im 19. Jahrhundert waren die Bestrebungen bei der Entwicklung neuer Gewehrsysteme die Vereinfachung bzw. Verringerung der Ladegriffe und damit die Erhöhung der Feuerkraft. In diesem Bestreben konstruierte und baute Nikolaus Dreyse 1830/32 Vorderlader mit Zündnadelzündung. Dazu wurde ihm 1830 ein Patent erteilt. Bei dieser Konstruktion wurde die Zündnadel mit einer Kurbelvorrichtung auf der rechten Seite gespannt und die Einheitspatrone von vorne eingeführt (es gab auch ein System, bei dem Pulver und Treibspiegel mit Geschoß getrennt eingeführt wurde). Da die Reinigung des Nadelsystems recht umständlich war, wurde das System 1835 so modifiziert, dass das Gewehr ein Nadelschloß erhielt, das man nach hinten herausnehmen konnte. Wenn man das Nadelschloß nach hinten entnehmen und wieder einsetzen kann, kann man das auch mit der Einheitspatrone. Im Jahre 1837 hatte Nikolaus Dreyse (zu dieser Zeit noch nicht geadelt) das Vorserienmodell des ersten militärtechnischen Hinterladers fertiggestellt, das im Laufe der folgenden Modifikationen in dem Modell 41 mündete und in die preussische Armee eingeführt wurde.
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Nach ausgiebigen Truppenerprobungen von November 1839 bis August 1840, in denen das Vorserienmodell noch einige Veränderungen erhielt, hatte es Nikolaus Dreyse endlich geschafft: Das Gewehr wurde angenommen und in der, durch staatliche Hilfe neu errichtete Fabrik in Serie gebaut. Zur Tarnung wurde es leichtes Percussionsgewehr genannt. Zunächst musste eine erhebliche Anzahl gefertigt werden, damit ganze Einheiten ausgerüstet werden konnten, bevor es an die Truppe ausgegeben wurde.

Das System charakterisiert sich dadurch, dass drei verschiedene Zylinder ineinander gleiten: die Verschlußhülse, der Zylinderverschluß (erfunden von Dreyse, nicht (!) von Mauser) und das Schlößchen als eigentliches Nadelschloß. An dem Lauf ist hinten eine Hülse geschraubt, die mittels einer Nut dem Verschluss als Führung dient und eine Schrägfläche von 4° (Selbsthemmung) besitzt, gegen die sich der Kammerstengel stützt und damit das System verriegelt wird. Der Innenkegel des Verschlusszylinders passt auf den Aussenkegel des Laufs, wodurch das System zentrieren wird. Die plane Fläche an der Stirnseite des Kegels und die plane Fläche am Kopf des Verschlußzylinders passen aufeinander und sorgen für eine Abdichtung des Systems nach hinten. Eine brauchbare Gasdichtigkeit war das Hauptproblem aller Hinterladerkonstruktionen vor der Einführung der Metallpatronen.
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Hinten im Verschlusszylinder befindet sich das sogenannte Schlösschen, das nach der Verriegelung des Systems vorgeschoben wird. Damit wird die Zündnadel gespannt. Wird der Abzug betätigt, sticht die Nadel durch den Boden der Papierpatrone und durch die Pulverladung und bringt die Zündpille im Treibspiegel zur Explosion. Dadurch wird die Treibladung (Schwarzpulver 4,9g) gezündet.
Das Nennkaliber betrug 0,59 preussische Zoll (15,43mm), wobei bei fabrikneuen Läufen eine Toleranz zwischen 15,17mm und 15,69mm zulässig war. Die Gewehre älterer Fertigung hatten ein Standvisier für 250 Schritt, eine kleine Klappe für 350 Schritt und eine zweite Klappe mit Lochvisierausschnitt (später segmentförmig) für 500 Schritt. Die höchste Visiererhöhung war für 600 Schritt eingerichtet.
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System geöffnet mit vorgeschobener Nadel


Anfangs hatte die Papierpatrone, die gleichzeitig mit dem Gewehr in Serie ging, nur eine Rundkugel. Im Eindruck über die guten Eigenschaften der Minie-Geschosse wurde das Papierpatronen-Modell 47 mit Spitzgeschoß eingeführt, das hinten eine Kugelkalotte hatte (zur Technik der ZN-Papierpatronen). Allerdings bewahrheiteten sich die angenommen aerodynamischen Eigenschaften nicht, sodass 1855 das berühmte preussische Langblei eingeführt wurde.
Das Zündnadelgewehr M/41 wurde von der Gewehrfabrik Sömmerda gefertigt. Auf Grund eines Vertrages mit Dreyse vom 13. September 1849 wurde dieses Modell auch in anderen staatlichen Fabriken gefertigt. Insgesamt wurde das Gewehr rund zwanzig Jahre hergestellt und zur Mobilmachung 1870 waren 448 510 Stück verfügbar.
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Über diesen langen Zeitraum ist es nicht verwunderlich, dass nach und nach Produktionsverbesserungen und eine gewisse Modellpflege vorgenommen wurde. In Erinnerung muß man sich dabei rufen, dass Nikolaus von Dreyse die wirkliche Serienfertigung mit Spezialisierung und Arbeitsteilung eingeführt hatte, wie es auch heute noch in modernen Fabriken üblich ist.

Dabei sind folgende Modifikationen zu nennen (wie man sie auch auf den Bildern dieses Modells erkennen kann - das M/41 1. Modell ist heute sehr selten und z.B. im Wehrgeschichtlichen Museum in Raststatt zu sehen):
  • Ab 1847 fiel die charakteristische Einrollung als Verzierung weg, die bis dahin in der Produktion vorgenommen wurde (siehe das Foto des M/41 1.Modell unten - aufgenommen im Wehrgeschichtliches Museum in Raststatt).
  • Mit der Einführung der Patrone M/47 wurde eine höhere Visierung angebaut und der vorher runde Visierausschnitt in der großen Klappe wurde segmentförmig ausgestaltet: Das Standvisier wurde für 300 Schritt eingerichtet, die erste Klappe war für 300 bis 400 Schritt. Das Visier im segmentförmigen Ausschnitte der großen Klappe war für 400 bis 500 Schritt ausgelegt. Die höchste Visierung war auf 700 Schritt eingerichtet.
  • Da sich die Arretierung des Bajonetts am Lauf mit der löffelförmigen Feder nicht bewährt hat, wurde stattdessen eine Haft angebracht, die für die französischen Arretierung mit dem Sperring eingerichtet war. Wann genau diese Änderung vorgenommen wurde, ist jedoch nicht einwandfrei dokumentiert.
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